Deutschland wählt – oder stolpert, oder fällt, oder greift sich selbst ans Knie
Nun ist es also so weit: Die politische Landschaft Deutschlands sieht im Wahlkampf aus wie ein schlecht moderierter Flohmarkt. Jeder schreit, keiner kauft, und das einzig Verkaufte ist wohl die Würde. Die Union sitzt bequem auf ihren stolzen 32 Prozent, was etwa so beeindruckend ist wie der Gewinn eines Sackhüpfens mit nur einem Teilnehmer. Merz grinst bereits in Richtung Kanzleramt, während die SPD mit Scholz im Gepäck eher aussieht, als hätten sie versehentlich die Winterreifen draufgelassen – und der Schnee schmilzt.
Scholz: Ein Mann im freien Fall, ohne Fallschirm
Olaf Scholz ist inzwischen so irrelevant, dass man ihn fast sympathisch finden könnte. Mit 15 Prozent Zustimmung liegt er nicht nur hinter Merz, sondern auch hinter Robert Habeck, der sich gerade öffentlichkeitswirksam in seine Betroffenheit wickelt wie in eine kuschelige Decke. Kein Wunder, dass Scholz’ Videokonferenzen mehr Ästhetik von Trauerfeier als Wahlkampf haben. Fraktionssitzungen ohne Applaus? Willkommen in der politischen Entzugsklinik.
Scholz spricht wenig, lächelt weniger und überzeugt am wenigsten. Der Mann ist politisch so aufregend wie lauwarme Cornflakes. Vielleicht sollte er sich einen Hund zulegen – die sind bekanntlich treu, und das ist mehr als man von seiner Partei behaupten kann.
Grüne: „Das fühlt sich nicht richtig an“
Robert Habeck, der Kandidat der Herzen (oder zumindest der Herzen, die gerne Sojamilch trinken), zieht es vor, sich betroffen zu zeigen, anstatt etwas zu sagen. Die Grünen hätten angeblich noch so viel Geld ausgeben können – pardon, Projekte abschließen wollen. Aber nein, die böse Realität, sprich: der Wähler, ist ungeduldig. Britta Haßelmann brach auf dem Parteitag beinahe in Tränen aus, und man fragt sich: Waren es Krokodilstränen, oder hat die Fraktionschefin einfach eine sehr teure Solaranlage bestellt, die nun unbezahlt bleiben muss?
FDP: Der Katzenjammer der Besserverdiener
Christian Lindner ist sauer. Das merkt man, weil er sich in Interviews nicht mehr bemüht, charmant zu wirken. Angeblich strebe die SPD die Zerstörung der FDP an. „Zerstörung“ klingt hier allerdings wie eine Übertreibung – die FDP ist eher ein Kartenhaus, das bei leichtem Lüftchen von allein zusammenfällt. Aber klar, warum Selbstkritik üben, wenn man in Lindnerhausen bequem ein politisches Schurkenstück spinnen kann?
Lindners neuester Slogan: „Wer die Freiheit liebt, wählt FDP.“ Doch wenn Freiheit bedeutet, dass man sich von den Grünen und der SPD in Grund und Boden streiten lässt, dann fühlt sich das Ganze eher wie Gefangenschaft an.
AfD: Das Grinsen der Verdächtigen
Natürlich darf die AfD in diesem absurden Theaterstück nicht fehlen. In Brandenburg marschiert René Springer voran, weil Alexander Gauland in Sachsen auf ein weiteres Mandat spekuliert. 83 Jahre alt und noch immer nicht müde, das Land mit einer Mischung aus Ressentiment und schlechtem Gewissen zu traktieren. Die AfD wird vom Verfassungsschutz beobachtet, aber das stört ihre Wähler nicht. Die finden „Verdachtsfall“ klingt eher nach „mutiger Außenseiter“. Und mutige Außenseiter sind in einer Demokratie ja immer willkommen – so lange sie nicht anfangen, Demokratie abzuschaffen.
Bündnis Sahra Wagenknecht: Regen, der nicht wächst
Sahra Wagenknecht und ihre Bewegung versuchen, eine Art deutsches „En Marche!“ auf die Beine zu stellen, aber bislang sieht es eher nach „En Stagnation!“ aus. Die Umfragen gehen runter, und man fragt sich, wie lange Wagenknecht noch als politische Wetterfee fungieren kann. Vielleicht sollte sie auf eine Karriere bei einem Teleshopping-Kanal umsatteln. „Regenjacken für alle Wetterlagen – jetzt im Sparpaket!“ Das käme sicher besser an als ihr aktuelles Parteiprogramm.
CDU: Der Ausflug ins 19. Jahrhundert
Nicht, dass die CDU sich den ganzen Spaß entgehen lässt. Gundolf Siebeke, ein Kölner CDU-Mitglied, regt sich öffentlich über das Frauenwahlrecht auf, falls Robert Habeck Kanzler werden sollte. Es sei zu „emotional“. Eine These, die an ihrer Absurdität nur von ihrer Ironie übertroffen wird: Wäre es nicht emotional, das Frauenwahlrecht zurücknehmen zu wollen, nur weil einem ein Wahlergebnis nicht passt?
Deutschland wählt, der Wähler lacht
Am 23. Februar werden die Deutschen also zu den Urnen gebeten. Ein Tag, der weniger eine Wahl als eine Therapiegruppe verspricht: „Hallo, ich bin Deutschland, und ich bin süchtig nach Chaos.“ Aber wie sagt man so schön: Die Demokratie ist die schlechteste aller Regierungsformen – abgesehen von allen anderen. Bleibt nur zu hoffen, dass uns das Lachen nicht vergeht, bevor die Wahllokale schließen.
Deutschland wählt und die Sonne scheint rund um die Uhr. Aber ohne Nacht ruht niemand, und alle träumen nur noch im Stehen.
Deutschland wählt und der Himmel wird immer blau. Doch ohne Wolken vergisst der Regen, wie er fällt, und die Felder verdorren.
Deutschland wählt und die Straßen sind plötzlich leer. Doch statt Ruhe herrscht Stille, die so laut ist, dass niemand sie ertragen kann.
Deutschland wählt und jede Stimme wird gehört. Aber sie alle sprechen gleichzeitig, und niemand versteht ein Wort.
Deutschland wählt und der Winter bleibt für immer aus. Doch die Hitze lässt die Menschen in Eistheken wohnen, wo keiner miteinander spricht.
Deutschland wählt und die Flüsse fließen rückwärts. Alles Wasser kehrt zurück zur Quelle, und die Meere werden zu Wüsten.
Deutschland wählt und jede Entscheidung ist richtig. Doch ohne Fehler gibt es keine Lektionen, und niemand weiß mehr, wie man wächst.
Deutschland wählt und alle Menschen sind glücklich. Doch ohne Trauer wird das Glück so flach, dass es kaum noch spürbar ist.
Deutschland wählt und jede Wahl hat nur Gewinner. Aber ohne Verlierer gibt es keinen Wettbewerb, und die Zeit bleibt stehen.
Deutschland wählt und die Politik verschwindet. Doch ohne Streit verliert das Land seinen Antrieb, und alles bleibt wie es ist – für immer.