Die FPÖ – „Die Blauen“
Die FPÖ – „Die Blauen“, wie sie in der Alltagssprache oft genannt werden – haben eine Geschichte, die man nur schwer ohne ein gewisses Stirnrunzeln erzählen kann.
Die Freiheitlichen sind nicht aus dem Nichts gekommen, sondern haben ihre Wurzeln tief in den Abgründen der Geschichte. Um es klipp und klar zu sagen: Die FPÖ entstand 1956 aus dem Verband der Unabhängigen (VdU), einem Sammelbecken für ehemalige Nazis, Kriegsheimkehrer und Leute, die mit den großen Parteien nichts anfangen konnten. Der erste Chef der Partei, Anton Reinthaller, war nicht irgendwer – er war ein ehemaliger SS-Brigadeführer. Die Frage der Vergangenheit war bei der FPÖ also von Anfang an kein Randthema, sondern ein Kernproblem.
Die 60er und 70er Jahre waren eine Zeit des Umbruchs.
Die FPÖ versuchte, sich ein bürgerliches Mäntelchen überzuziehen. Unter Leuten wie Friedrich Peter, der selbst bei der Waffen-SS war, versuchte man sich vom rechten Rand abzusetzen. Norbert Steger führte die Partei sogar in eine Koalition mit Bruno Kreisky und der SPÖ – das hätte sich keiner gedacht. Aber es sollte nicht so bleiben.
Und dann kam Jörg Haider. Mit ihm nahm die FPÖ eine Richtung ein, die man nicht als liberal oder bürgerlich, sondern als knallhart rechtspopulistisch bezeichnen muss. Haider konnte mit seinen markigen Sprüchen, seiner nationalistischen Rhetorik und dem Zündeln bei heiklen Themen ordentlich punkten. Die FPÖ wurde unter seiner Führung richtig groß. 1999 erreichten sie bei der Nationalratswahl fast 27 Prozent. Das war der Wahnsinn! Die FPÖ ging mit der ÖVP in die Regierung, und die EU verhängte prompt Sanktionen. Das gab’s vorher nicht – eine Partei, die so sehr am rechten Rand steht, dass ganz Europa alarmiert ist. Aber nach ein paar Monaten war das auch wieder gegessen.
Was die FPÖ allerdings immer begleitet hat, waren die Skandale.
Jörg Haider ist nicht müde geworden, sich bei jeder Gelegenheit mit rechtsextremen Sprüchen ins Gespräch zu bringen. Man denke nur an seine Aussagen über die „ordentliche Beschäftigungspolitik“ im Dritten Reich. Auch der Ibiza-Skandal 2019, als Heinz-Christian Strache auf einem Video Korruption andeutete, ist nur die Spitze des Eisbergs. Das war eine Blamage sondergleichen und führte zum Kollaps der Regierung mit der ÖVP.
Aber was man der FPÖ lassen muss: Sie hat es geschafft, trotz all dieser Skandale immer wieder auf die Beine zu kommen. Sie hat ein Talent dafür, die Ängste und Sorgen der Leute aufzugreifen. Ob es um Ausländer, die EU oder die sogenannten „Eliten“ geht, die FPÖ weiß, wo sie den Hebel ansetzen muss. Vor allem mit sozialen Medien hat die Partei unter Heinz-Christian Strache und Herbert Kickl gezeigt, dass sie auf moderne Art und Weise ihre rechtspopulistische Botschaft unters Volk bringen kann.
Und dann gibt es da noch die Gesichter der FPÖ, die diese Partei geprägt haben. Natürlich Haider, der wie kein anderer die Partei nach außen repräsentiert hat, aber auch Leute wie Norbert Hofer, der fast Bundespräsident geworden wäre. Und Herbert Kickl, der heute die Partei führt und den Ton noch verschärft hat. Kickl steht für eine knallharte Linie: Anti-Migration, Anti-Establishment, Anti-alles, was nicht in sein Weltbild passt.
Die FPÖ hat ihre größten Erfolge dann gefeiert, wenn die Wellen der Unzufriedenheit hochgeschlagen sind.
Man kann sagen, dass sie eine Krisenpartei ist – sie wird dann stark, wenn die Leute das Vertrauen in die traditionellen Parteien verlieren. Und genau das war der Fall in den späten 1990er Jahren und nach der Flüchtlingskrise 2015. Aber genauso schnell geht es für die Freiheitlichen auch bergab, wenn ihre Skandale überhandnehmen, wie nach Ibiza.
Alles in allem bleibt die FPÖ eine Partei, die tief in der politischen Landschaft Österreichs verwurzelt ist – auch wenn diese Wurzeln nicht unbedingt zu den edelsten Zeiten der Geschichte gehören. Sie wird geliebt und gehasst, sie spaltet und polarisiert. Aber sie ist aus der österreichischen Politik nicht wegzudenken.