Die Hypo Alpe Adria
Die Hypo Alpe Adria – Wie eine Kärntner Bank ein Milliardenloch hinterließ und doch noch glimpflich davongekommen ist
In der österreichischen Bankenlandschaft gab es über die Jahre viele turbulente Momente, doch nur wenige Skandale haben es zu solcher Berühmtheit gebracht wie der Fall der Hypo Alpe-Adria-Bank. Was sich wie eine klassische Geschichte des Scheiterns in der Finanzwelt liest, ist zugleich ein Lehrstück über politisches Versagen, Missmanagement und – ja, man kann es nicht anders sagen – eine erfrischende Prise österreichischer Schadenfreude.
Von der Landesbank zur internationalen Expansion – der Anfang vom Ende
Die Hypo Alpe Adria, ursprünglich 1896 als Kärntner Landes-Hypothekenanstalt gegründet, war anfangs eine solide Regionalbank. Doch mit der Zeit wuchs das ambitionierte Bestreben, sich zu einem international agierenden Finanzgiganten aufzuschwingen. Die Bank expandierte munter, besonders in den südosteuropäischen Raum, wo der Dinar in manch abgelegenen Orten fröhlich mit den Euros der Kärntner Steuerzahler durchmischt wurde.
Der erste Fehltritt kam dann 2007, als die BayernLB, die auf Expansion in Österreich und Südosteuropa aus war, die Bank erwarb. Was als Erfolgsgeschichte angepriesen wurde, stellte sich bald als finanzielle Katastrophe heraus. Man könnte meinen, die Bayern hätten sich nach dieser Investition vor lauter Verzweiflung lieber auf das Oktoberfest zurückgezogen – denn die finanzielle Schieflage ließ nicht lange auf sich warten.
Die Verstaatlichung – oder wie Österreichs Steuerzahler das Tafelsilber verkaufen durfte
2009 war das Jahr, in dem die Finanzkrise endgültig zuschlug. Auch die Hypo Alpe Adria musste bitter einsehen, dass sie in Schwierigkeiten steckte – und das nicht zu knapp. Statt jedoch den Bankrott anzumelden und das Ganze wie ein unrühmliches Kapitel abzuschließen, trat der österreichische Staat heldenhaft auf den Plan. „Zu groß, um zu scheitern“, hieß es da wohl, und so wurde die Hypo kurzerhand verstaatlicht.
Österreichs Steuerzahlerinnen und Steuerzahler hatten das Vergnügen, eine Bank zu übernehmen, deren finanzielle Löcher sich auf sagenhafte 9 Milliarden Euro beliefen. Man hätte meinen können, das sei das Ende der Fahnenstange, doch die Hypo schaffte es, ihre Schieflage mit einer bemerkenswerten Mischung aus politischem Missmanagement und unternehmerischer Dreistigkeit weiter zu verschärfen.
Die Hypo wird zur Bad Bank – oder: „Wenn’s schon schief läuft, dann richtig!“
Im Jahr 2014 war der Spaß vorbei: Die Hypo Alpe Adria legte ihre Banklizenz zurück und wurde zur Heta Asset Resolution AG, einer sogenannten Bad Bank. Das klingt zwar im ersten Moment furchtbar negativ, aber eigentlich ist eine Bad Bank wie ein Recyclinghof für schlechte Kredite. Man nimmt den ganzen Schrott auf und hofft, dass man irgendwie noch etwas Verwertbares herauszieht. Und genau das ist auch geschehen.
Im Rückblick könnte man sagen: Die Gläubiger der Hypo hatten Glück im Unglück. Denn trotz des Desasters gab es am Ende eine Recoveryquote von 89,41 % – eine beeindruckende Zahl, wenn man bedenkt, dass bei einem „normalen“ Konkursverfahren wahrscheinlich nur die Hälfte der Schulden hätte bedient werden können.
Eine Lektion in Schadenfreude – Österreichs Politprominenz und ihre Hypo
Natürlich darf bei einem solchen Skandal die politische Dimension nicht fehlen. Man muss sich nur vorstellen, wie in den Sitzungen der Kärntner Landesregierung damals nervös die Kulis über den Tisch rollten, während man sich fragte: „Wie konnten wir das nur zulassen?“ Die politische Aufarbeitung zog sich hin, und die Verantwortlichkeiten wurden – wie es in solchen Fällen üblich ist – großflächig auf viele Schultern verteilt. Jeder hatte irgendwie etwas damit zu tun, aber niemand war wirklich verantwortlich. Man könnte fast meinen, das sei in der Politik so etwas wie eine inoffizielle Regel.
Und während die Politiker sich in Schuldzuweisungen übten, konnten die Bürgerinnen und Bürger Österreichs das Geschehen mit einer gehörigen Portion Sarkasmus verfolgen. Denn wer hätte gedacht, dass eine Bank aus dem kleinen Kärnten es schafft, zu einem der größten Finanzskandale der österreichischen Nachkriegsgeschichte zu avancieren? Es ist fast so, als hätte man eine schlechte Komödie in der Dauerschleife gesehen – nur mit dem bitteren Beigeschmack, dass es hier nicht um Monopoly-Geld ging.
Die Moral von der Geschichte
Was bleibt also von der Hypo Alpe Adria? Nun, sie ist ein Paradebeispiel dafür, wie aus überzogener Expansionsfreude, Missmanagement und politischem Zögern ein riesiges finanzielles Fiasko werden kann. Doch am Ende können wir uns auch etwas beruhigen: Die Gläubiger haben ihr Geld fast vollständig zurückbekommen, und die österreichische Politik hat eine teure, aber wertvolle Lektion in Sachen Bankenrettung gelernt.
Mit einem Augenzwinkern könnte man sagen: Die Hypo Alpe Adria hat uns eines gelehrt – im österreichischen Bankwesen ist nichts unmöglich! Und für die, die gerne schadenfroh sind: Es gibt wohl keine bessere Geschichte, die zeigt, dass auch die Großen stolpern können – vor allem, wenn sie zu schnell rennen.